Fluorocarbon oder Stahl
Ein weit verbreitetes Streitthema unter Raubfischanglern
ist das Thema: Vorfachmaterial. Sehr häufig bekomme ich mit wie sich diverse Leute darüber regelrecht in
die Haare bekommen welches jetzt das Sinnvollere ist.
In erster Linie sollte man abwägen wo man fischt und ob
es Notwendig ist ein Stahlvorfach zu benutzen.
Diese Diskussion kommt auch eigentlich nur zustande weil viele nicht die Sinnhaftigkeit übertragen. Wenn
ein Profi an einem Baggersee fischt, in dem keine Hechte vorkommen benutzt er in der Regel ein Fluorocarbonvorfach. In erster Linie wegen der geringeren Scheuchwirkung
durch die Unsichtbarkeit und der flexibleren Einsatzmöglichkeiten. Oft gehen die Fische in einem klaren
und geschlossenen Gewässersystem den Ködern erstmal eine Weile nach und beäugen den Köder bevor sie zu
schnappen. Diese Option haben die Fische hier bei uns am Rhein allerdings nur bedingt, denn wenn sie
zulange warten ist die vermeintliche Beute vielleicht schon wieder weg. Ergo – wird hier der Köder vom
Fisch war genommen entscheidet sich relativ schnell ob er ihn attackiert oder nicht. Hier bleibt dem
Fisch einfach nicht die Zeit erst lange die Montage bzw. das Vorfachmaterial zu bestaunen. Aber viele
Leute holen ihr wissen nun mal aus den Berichten dieser Profis, in denen das allerdings nicht so genau
erläutert wird. Zudem kommt noch hinzu dass wir letztes Jahr am Rhein eine Quote hatten von drei Hechten
auf einen Zander.
Das bedeutet dass es bei dieser Frage eigentlich nur
eine Richtige Antwort gibt! <<Ist mit Hechten zu rechnen, nimm auf jeden Fall Stahl!>>
Jetzt noch eine Persönliche Sache an jene die den ganzen
Tag Leute damit terrorisieren wie wichtig „Catch and Release“ ist. Wenn man mal darauf achtet sind
gerade hier viele bei die ausschließlich mit viel zu dünnem Fluorocarbon fischen und damit riskieren das
Hechte mit Deren Ködern im Maul verenden, weil Stahl eine angeblich so hohe Scheuchwirkung hat, was hier
bei uns völliger Blödsinn ist. „Catch and Release“ sollte weit mehr bedeuten als nur jeden Fisch zurück
zu setzen!!! Es meint den waidgerechten und Sinnvollen Umgang mit dem Lebewesen und das fängt nun mal
beim Vorfach schon an!!! Das soll wirklich niemanden beleidigen, oder die Sache an sich in Frage stellen
(ich hab es Tattowiert). Nur mal ins Gedächtnis rufen das es weit aus mehr ist.
Doch ist für viele die Antwort gar nicht so
offensichtlich wie es vielleicht den Anschein hat.
Gehen wir mal auf beide Materialien ein. Zunächst mal das
Stahlvorfach (ich benutze fast ausschließlich den Stahl von Drennan, weil er sich als
zuverlässig und günstig erwiesen hat). Damals hat man zum Hechtangeln Spinnstangen benutzt, weil man
festgestellt hat das Hechte einem die Schnur kappen mit ihren scharfen Zähnen. Also kam der Vorgänger
des heutigen Stahlvorfachs in Form einer Spinnstange, eine ca. 30cm lange dünne Metallstange die die
scharfen Zähne der Hechte aushalten sollte und somit das Erfolgreiche landen des Fisches begünstigt.
Doch wurde auch hier wie bei allem anderen in der Angelbranche kräftig daran gearbeitet die
Eigenschaften des Vorfachs zu optimieren um unauffälliger fischen zu können, denn so ein Stück starres
Metall ist doch schon ziemlich auffällig. Dann kamen die ersten Vorfachmaterialien aus flexibleren
Stahldrähten auf den Markt, zunächst nur aus einem Faden und später dann immer feineres Material aus
mehrfach geflochtenen Stahlfäden. Weil aber die Vorfachstärken dieser fertigen Vorfächer so dick waren
das sie nicht nur den Köderlauf oft stark veränderten sondern auch eine sehr hohe Scheuchwirkung auf den
Fisch hatten, wurde immer weiter verfeinert und probiert bis wir zum heutigen Standard kamen.
Mittlerweile gibt es zig verschiedene Optionen für Hechtsichere Vorfächer wie z.B.:
- Kevlar, sehr Flexibel, ähnlich wie geflochtene Schnur, lässt sich knoten, hervorragend
geeignet für Waller Montagen - Titan, äußerst Flexibel, sehr langlebig, extrem fein bei 7×7, aber sau Teuer. Also nichts für
das Fischen an Hängerträchtigen Stellen. - Stahl, zig Ausführungen (ummantelt/zum Schweißen/ 1×7/ 7×7/ steifer/ weicher), verschleißt
schneller, sehr gutes Preis-/ Leistungsverhältnis - Hardmono, alternative für Fluorocarbon, extrem abriebfest, lässt sich klemmen, hervorragend
zum Schleppen und fischen mit großen Jerkbaits. - Geflechte mit Stahlkern, stärkere Durchmesser, lässt sich knoten, nicht schlecht für den
Ansitz
Im Großen und Ganzen sollte hier für jeden Skeptiker was
dabei sein. Also zieht die Argumentation des dicken Vorfachs mit viel Scheuchwirkung schon nicht mehr.
Denn die Auswahl ist so vielfältig wie nie zuvor. Viele scheuen sich allerdings davor Ihre Vorfächer
selbst zu machen weil die erst Anschaffung etwas kostet und es fälschlicher Weise als schwierig
empfunden wird sich seine Stahlvorfächer selbst zu machen. Deswegen gibt es jetzt mal eine
Kurzeinweisung.
Welches Zubehör brauche ich um meine
Stahlvorfächer selbst zu machen?
- Klemmhülsenzange
- Scharfer Seitenschneider
- Stahl, frei wählbar für den
jeweiligen Einsatzzweck - Passende Klemmhülsen
- Tönnchenwirbel
- Snaps, Einhänger
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Zu aller erst schneiden wir unseren Stahl jetzt auf die
gewünschte Länge. Ich bevorzuge beim Spinnfischen eine Länge von 30cm – 50cm.
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Dann fädeln wir eine Klemmhülse auf den Stahl und danach
den Tönnchenwirbel. Jetzt nehmen wir das obere Ende, gehen damit einmal durch die Hülse hin und wieder
zurück dass das Ende des Stahls mit der Hülse abschließt (jetzt liegen im Optimalfall drei Bahnen Stahl
in der Hülse und sorgen für perfekten Halt nach dem Quetschen). Zum Schluss wird die Hülse mittig in die
Mulde der Zange gelegt und mit kräftigem Druck gequetscht. Das ganze machen wir auf der anderen Seite
jetzt genau so mit dem Snap. Und schon ist dein Stahlvorfach fertig.
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Also – kein Hexenwerk. Im Übrigen ist es genau so bei den
Angsthaken anzuwenden, nur müsst ihr hierbei an einem Ende eine Schlaufe bilden die sich über das Öhr
des Jigkopfes ziehen lässt.
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Fassen wir jetzt nochmal die Vorteile von selbst
gemachten Stahlvorfächern zusammen.
- Die Stärke und Flexibilität des Material sind frei Wählbar
- Die Zusammenstellung und Qualität der Komponenten ist eure Entscheidung
- Langfristig ist es deutlich Günstiger als fertige Stahlvorfächer
Also brauche ich hier eigentlich nicht mehr viel Hinzu
fügen.
Kommen wir als nächstes zum Fluorocarbon.
Fluorocarbon ist ein
Synthetisch hergestelltes Monofilament welches durch ein spezielles Herstellungsverfahren und bestimmte
Materialien hervorragende Eigenschaften bekommt die für das Raubfischangeln fast nur Vorteile birgt. Vor
allem ist es aber deshalb so beliebt weil es unter Wasser dieselbe Lichtbrechung hat wie Wasser selbst
und deshalb für den Fisch unsichtbar sein soll. Erhältlich in fast jedem Durchmesser fängt es auch hier
ab einer Stärke von ca. 0,50mm an Hecht „sicherer“ zu werden. Für jeden der sich davon absolut nicht
abbringen lässt Fluorocarbon zu fischen. Allerdings ist das Material in dieser Stärke sehr
Strömungsanfällig und bietet einen viel höheren Luftwiederstand beim Werfen was wiederum weniger
Köderkontrolle und Wurfdistanz bedeutet. Zusammenfassend zum Fluorocarbon:
- die Anschaffung ist deutlich billiger
- ich brauche kein Werkzeug für die Herstellung von Vorfächern
- es ist schnell am Wasser gebunden
- sehr abriebfest
- fast unsichtbar
- nicht Hechtsicher
Also eigentlich sollte jetzt jeder denken <<Wieso
sollte ich jetzt noch zu Stahl greifen?>>
<<Um zu verhindern
aus Nachlässigkeit oder Faulheit, den Fisch eures Lebens zu verlieren!!!>>
Das sind meine persönlichen Erfahrungen die ich machen
konnte und nur jedem nahe legen kann. Das Vorfachmaterial aus Stahl gibt es mittlerweile in so vielen
Ausführungen das es eigentlich für jeden Einsatzzweck oder Skeptiker das richtige bietet. Also tut euch
selbst den Gefallen und verhindert Fische bewusst verenden zu lassen durch die eigene Nachlässigkeit und
vor allem den Fisch eures Lebens deswegen zu verlieren. Denn spätestens danach hat man es Verstanden.
Falls ihr noch irgendwelche Anmerkungen hinzuzufügen habt
lasst mir ein Kommentar da.
Bis dahin,
euer Matthias
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