Gedanken zum Sinn oder Unsinn von Schonhaken

Angeregt über die aktuelle Vorschrift, am hiesigen Forellenbach nur
noch Schonhaken beim Spinnfischen verwenden zu dürfen, möchte ich nun einige meiner Gedanken zu diesem
Thema mit Euch teilen:

Sinn und Zweck dieser Vorschrift soll sein, den Fisch schneller und schonender Abhaken zu können.
Verletzungen sollen entsprechend (Dank des fehlenden Widerhakens) vermieden und untermaßige Fische
wieder schneller zurück gesetzt werden können. An sich eine sehr löbliche Idee und in der Theorie auch
nachvollziehbar.

Die Vorschrift gilt übrigens für Spinnfischer und Fliegenfischer!
Und genau hier liegt, meiner Meinung nach, das Problem – beide Angeltechniken werden über einen Kamm
geschoren, obwohl Gerät und Köder sich in ihren Eigenschaften stark von einander unterscheiden.

Fangen wir mit dem Fliegenfischen an:
Die Köder, d.h. die künstliche Fliege, die Nymphe oder der Streamer, sind i. d. R. sehr leicht. Ein
gehakter Fisch wird so seine Schwierigkeiten haben den kleinen und leichten Köder abzuschütteln.
Trotzdem muss die Schnur natürlich dauerhaft unter Spannung stehen und der Fisch möglichst schnell
gelandet werden. Wenn die Forelle plötzlich „explodiert“, puffert die weiche Fliegenrute die
Kopfstöße gut ab, die Gefahr das der Haken ausschlitzt, ist somit recht gering.
Mein Fazit: Schonhaken sind für Fliegenfischer, auch an sauerstoffreichen Gewässern mit
entsprechend sehr lebhaften Forellen, eine sinnvolle Idee.

Wie sieht es nun aber beim Spinnfischen aus?
Als Kunstköder werden zumeist Spinner und Wobbler verwendet. Hierfür darf die Rute nicht zu weich sein,
da die o. g. Köder einen gewissen Druck aufbauen, der Rutenblank sich sofort krümmen würde und eine
kontrollierte Köderführung nicht mehr möglich wäre. Erst recht beim Jiggen mit kleinen Gummifischen oder
Twistern kann für viele der Blank nicht hart genug sein um diese Köder effektiv einzusetzen. Von einer
weichen Rute ist unser Equikment also meistens weit entfernt!
Was bedeutet das beim Drill? Da die Köder für das Spinnfischen wesentlich schwerer sind als die für die
Fliegenfischerei, fällt es der Forelle natürlich auch viel leichter sie wieder abzuschütteln. Erst recht
darf entsprechend die Schnur beim Spinnfischen nach dem Anbiss nicht eine Sekunde ohne Spannung sein,
der Fisch muss regelrecht überrumpelt und so schnell wie möglich gelandet werden. Wenn der Fisch während
des harten Drills nun doch plötzliche Fluchtversuche startet, sind die meisten Ruten zu hart um diese
Aktionen abzupuffern – ein Ausschlitzen des Hakens ist in vielen Fällen vorprogramiert!
Wenn man sich diese Tatsachen einmal bewusst macht, muss man leider zu dem Schluß kommen das
die Nutzung von Schonhaken beim Spinnfischen in der Realität nicht wirklich schonender ist.

Fazit:
Ich persönlich würde eher dazu neigen die Nutzung von Drillingshaken (welche wirklich oft kaum ohne
größere Verletzungen zu entfernen sind) zu Untersagen und statt dessen die von Einzelhaken (aber mit
Widerhaken) zu fordern. Wenn man sich mal die auf den Markt erhältlichen Einzel-Austauschhaken ansieht,
wird man auch feststellen das die Widerhaken mittlerweile so klein geworden sind, das sie zwar den Fisch
halten – aber trotzdem auch wieder schnell und ohne Verletzung entfernt werden können.
Lässt der Pächter des Gewässers nicht mit sich reden, dann fischt zumindest mit einer leichten Rute mit
parabolischer oder progressiver Aktion und verwendet am besten zusätzlich Monofile, bzw. Fluorocarbon
-Schnüre. Diese puffern, Dank der höheren Dehnung, die Fluchtversuche der Forelle zusätzlich ab. Ich
fische aktuell auf Bachforelle eine Greys G-Lite Spin (WG 3-15 Gramm), mit einer Daiwa Ballistic 2000
(bespult mit 0,20er Climax Synergy – einer FC beschichteten monofilen Schnur).

Tight Lines,
Euer Mike

Kommentare

Eine Antwort zu „Gedanken zum Sinn oder Unsinn von Schonhaken“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert